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Der angelsächsische Denkstil betonte in christlicher Tradition die Gleichheit der Menschen vor Gott, woraus die Gleichheit vor dem Gesetz und das Recht auf die gleichen bürgerlichen Freiheiten folgten. Materielle Gleichheit oder Gleichheit der Ergebnisse standen aber nicht im Fokus dieses Denkens. (S. 204)
Der neue Tugendterror
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Der grüne Kapitalismus ist also nicht die Lösung der ökologischen Krise als vielmehr ihre Bearbeitung im Sinne der Wiederherstellung von erweiterter kapitalistischer Akkumulation und Hegemonie unter Einbeziehung progressiver oppositioneller Gruppen und Interessen der Subalternen. (S. 13)
Neoliberalismus Hochtechnologie Hegemonie
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Die Argumentation zielt darauf ab, die Konkurrenz der imperialistischen Staaten um den Status als Weltmacht als Grund des Krieges nachzuweisen. (S. 18)
Der Erste Weltkrieg
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Während das gegenwärtige Rentenniveau 51 % des durchschnittlichen Nettolohns beträgt, soll es bis 2030 weiter auf 43 % reduziert werden. Die fallenden Löhne und die sinkenden Renten könnten dazu führen, dass fast die Hälfte aller Renten unter die Armutsgrenze fällt. (S. 6-7)
Altersarmut durch Rentenreform
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Loslassen, aufgeben, verzichten - nein. Ganz bestimmt nicht. Man muss eine Sache zu Ende bringen. Was unterscheidet den Menschen vom Tier? Dass er denkt und dass er lacht? Das allein ist es nicht. Der Mensch ist ein Wesen, das Widerstand leisten kann. (S. 146)
Alçaktan Uçan Güvercin
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Grenzen sind wichtig. Ihre Überwindung gelingt nur, wenn man sie beachtet, wahrnimmt, ernst nimmt und nicht leichtfertig übergeht. So ist es zwischen den Sprachen, aber auch zwischen Menschen, Völkern und Kulturen. Ohne Grenzen gibt es keine Geborgenheit. Aber eine Grenze, die zugleich eine Mauer ist, wird früher oder später aufhören zu existieren. Denn hinter der Mauer wird es eng und der Druck auszubrechen unwiderstehlich. (S. 15)
Deutschsein
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Die 537 fertiggestellte Hagia Sophia, das schönste Gebäude der Christenheit, sollte zur Mutter aller osmanischen Moscheen werden. Und von da an prägten überkuppelte Zentralbauten das Bild jeder osmanischer Provinzstadt. Auch aus solchen Anordnungen war herauszulesen: Die Osmanen verstanden sich als die Erben von Byzanz. (S. 11)
Türkei
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Der Staat ist das Zentrum, und dieses gleicht einer Wagenburg, geschützt gegen die Unzivilisiertheit in der Provinz draußen. Sie gilt es zu beseitigen, und so regiert die Staatselite aus ihrem Zentrum bis in die entfernteste Ecke des Landes. Zentrum und Peripherie stehen sich gegenüber, und der Graben zwischen ihnen ist tief. (S. 32)
Wohin geht die türkische Gesellschaft?
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Die Bevölkerung hatte die bis dahin vorgenommenen großen Umwälzungen ohne nennenswerten Widerstand, fast gleichgültig hingenommen, so die Ausrufung der Republik, die Beseitigung des Sultanats und Vertreibung des Herrscherhauses, selbst die Abschaffung des Kalifats und Säkularisierung des Staats. [...] Erst die Forderung, einen Hut zu tragen, rief große Empörung hervor. (S. 268)
Nation und Symbol
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In einer Zeit der Religionisierung der Politik und der Politisierung der Religion finden Prozesse statt, deren Ausgangspunkte außerhalb Europas liegen, aber sie kommen auf diesen Kontinent durch globale Migration. [...] Europa braucht die Europäer, die es verteidigen. (S. 15)
Die islamische Herausforderung
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Das Spannungsfeld zwischen einer sich dynamisch wandelnden türkischen Gesellschaft auf er einen und einer nur schwer wandlungsfähigen dominanten politischen Klasse (einschließlich der Militärs) auf der anderen Seite ist eines der grundlegenden Dilemmata der heutigen Türkei. (S. 48)
Geschichte der Türkei
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Was ist das für ein Staat, in dem die öffentliche Langeweile ein Politikum ist? Der sich selbst, das eigene monarchische System, als Hüterin der heiligen Stätten (des Islam) legitimiert, den Koran zur Verfassung erklärt, den intolerantesten Staatsislam pflegt und verbreitet und der dennoch von bürgerlichen Liberalen verteidigt, aber zum Angriffsziel islamistischer Ultras wird? Ein Staat im Übrigen, der beharrlich den inneren Konsens sucht, ob im Königshaus oder sogar mit gewaltbereiten Herausforderern, und der selten schnelle und eindeutige Entscheidungen trifft? (S. 177f)
Orientalische Promenaden
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Mit der Mitgliedschaft der neuen Länder in der EU erhalten diese auch alle Mitsprache- und Gestaltungsrechte in den Gremien der EU. [...] Sogenannte Frauenfragen werden es in Zukunft deutlich schwerer haben, sich politisch Gehör zu verschaffen. Die Repräsentanten der neuen Länder werden für diese Fragen weniger Interesse aufbringen, wenn sie sich an den Vorstellungen ihrer Bürger zu Familie und Geschlechterrollen orientieren. Manche politischen Akteure scheinen dies noch gar nicht richtig bemerkt zu haben. (S. 129)
Kulturelle Unterschiede in der Europäischen Union
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Als Mitte der 1950er Jahre die griechischen Zyprioten gegen die britische Kolonialherrschaft rebellierten und ihre Angriffe auf die zweite, auf der Insel ansässige Volksgruppe, die türkischen Zyprioten, ausweiteten, lud Großbritannien die Mutterländer Zyperns, Griechenland und die Türkei, zu Verhandlungen ein, um die Unabhängigkeit der Insel, die mit einer Staatsgründung einher gehen sollte, vorzubereiten. Ähnlich wie in Palästina hatten die Briten jahrelang zum eigenen Vorteil eine Politik des "divide et impera" praktiziert und damit wesentlich zu den Spannungen zwischen den beiden ethnischen Gruppen Zyperns beigetragen. Als man in London realisierte, dass man der Sache nicht mehr Herr werden würde, wollte man sich des Problems entledigen. (S. 9)
Wiedervereinigung oder Teilung?
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Ich glaube nämlich durchaus, dass die Muslime Protagonisten eines demokratischen und pluralistischen Gesellschaftssystems sein können. Aber hierzu müssen sie sich selbst befreien, aus jahrhundertealter Gängelung durch Tradition, die wie im Fall von Zwangsehen und Ehrenmorden keineswegs islamisch zu legitimieren ist. (S. 41)
Modell Türkei?
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Es gab Stunden in Ortahisar, da man nicht eine einzige Frau zu Gesicht bekam. Es waren lange, viele Stunden. Eine von Männern geprägte Struktur hat Selbsterhaltung zum Ziel, und man konnte die gewollte Entweiblichung des öffentlichen Lebens durchaus als Verlust an Sinnlichkeit empfinden. Die Entsinnlichung des Öffentlichen ließ die Männer das Sinnliche unter sich suchen. Sie gingen Hand in Hand, hakten sich unter, streichelten sich. (S. 138)
Türkeireise
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Wohin gehören wir? In den Orient oder den Okzident. Die Türkei ist auch in diesem Sinne ein "Schwellenland", denn beide Welten kommen hier zusammen. Beide Welten werden allerdings auch vehement von ihren jeweiligen Befürwortern fanatisch verteidigt. Die türkische Gesellschaft ist in diesen Fragen gespalten. (S. 47)
Türkei
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Das Problem des Wahlverfahrens in den Vereinigten Staaten ist nicht das Würfeln, sondern der begründete Verdacht, dass es manipuliert sein könnte. (S. 53)
Die Krisen der Demokratie